Buchhaltung

Selbstfinanzierung: Alles zum Thema Gewinnthesaurierung

Vadim   Losch

Vadim Losch

Account manager

Aktualisiert am

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Selbstfinanzierung ist in der Geschäftswelt eine besondere Art und Weise, ohne externe Geldmittel das eigene Kapital zu steigern. Mooncard erklärt Ihnen, was man unter diesem Begriff versteht, welche Arten und Vor- und Nachteile es gibt — und wie der Grad der Selbstfinanzierung berechnet wird. Außerdem wollen wir Ihnen konkrete Beispiele geben – und auch auf die unterschiedlichen Unternehmensformen genauer eingehen.

Inhalt

Selbstfinanzierung — was ist das eigentlich?

 

 

Die Selbstfinanzierung ist eine spezielle Finanzierungsform eines Unternehmens. Bei einer Selbstfinanzierung schüttet ein Unternehmen die erwirtschafteten Gewinne nicht aus — sondern behält sie ein und reinvestiert sie. Die Selbstfinanzierung ist der Gegenpart zur Finanzierung durch externe Geldmittel.

 

 

Was ist die Grundvoraussetzung für eine Selbstfinanzierung?

 

 

So simpel und effektiv die Selbstfinanzierung sein mag — es gibt eine Grundvoraussetzung, ohne die eine solche Art der Finanzierung nicht möglich ist. Es muss nämlich tatsächlich ein entsprechender Bilanzgewinn erzielt worden sein — anders gesagt: Das Geld, das eine Firma einbehält und thesauriert, muss auch tatsächlich im Umsatz vorhanden sein.

 

 

Der Unterschied zwischen offener und stiller Selbstfinanzierung

 

 

Behält ein Unternehmen die Gewinne ein, anstatt sie an die Eigentümer auszuzahlen, spricht man von der offenen Selbstfinanzierung. Hierbei werden die einbehaltenen Gewinne wieder in den eigenen Betrieb investiert — etwa in Produktionsgüter oder Maschinen. Anders formuliert: Das Unternehmen sorgt aktiv für Gewinnrücklagen, um das Eigenkapital zu erhöhen. Die Selbstfinanzierung wird auch als Gewinnthesaurierung (ein Wort, das unter anderem Aktieninvestoren bestens geläufig ist) oder manchmal auch als Innenfinanzierung bezeichnet. Worin sich die verschiedenen Begrifflichkeiten genau unterscheiden, erklären wir Ihnen etwas später.

 

Die stille Selbstfinanzierung hingegen kann auf zwei verschiedene Arten vonstattengehen:

 

  • Unterbewertung des Betriebsvermögens
  • Überbewertung von Schulden (speziell Rückstellungen)

 

Bei der stillen Selbstfinanzierung, die auch als verdeckte Selbstfinanzierung bezeichnet wird, werden stille Rücklagen und stille Reserven (also Vermögenswerte, die nicht offiziell in der Bilanzanalyse erscheinen müssen) vom Betrieb aufgelöst. Das Unternehmen sorgt für eine Unterbewertung der Aktiva-Seite — das hat den Vorteil, dass die genannten stillen Reserven erst dann versteuert werden müssen, wenn sie aufgelöst werden. Zu den Aktiva gehören Vermögenswerte, die aktiv für den Betrieb des Unternehmens verwendet werden — wie zum Beispiel Maschinen. Während das Betriebsvermögen also unterbewertet wird, werden die Passiva (also etwa die Schulden) überbewertet. So wird der Gewinnbetrag des Vermögens und somit auch die Steuerlast geringer.

 

Generell lässt sich sagen, dass die offene und die stille Selbstfinanzierung einander konträr gegenüberstehen. Die offene Selbstfinanzierung ist in der Bilanz auch für Außenstehende leicht ersichtlich und transparent — die stille Selbstfinanzierung hingegen muss keineswegs transparent in der Bilanz ausgewiesen werden.

 

Die offene Selbstfinanzierung ist je nach Unternehmensform freiwillig oder gesetzlich vorgeschrieben. Letzteres ist meist dann der Fall, wenn im Gesellschaftsvertrag festgelegt wird, dass es eine Mindestzuführung der Gewinnrücklagen geben muss. Dies dient meist der Stärkung des Eigenkapitals als Rücklage für finanziell turbulente Zeiten. Abgesehen von diesem Fall ist es den meisten Unternehmen selbst überlassen, ob sie einen Anteil des Jahresgewinns als Gewinnrücklagen zurückführen und, wenn sie das tun, wie hoch dieser Anteil tatsächlich sein muss.

 

 

Wie eine offene Selbstfinanzierung ausgewiesen werden muss

 

 

Eine offene Selbstfinanzierung ist bei einer Kapitalgesellschaft leicht in der Bilanz ersichtlich. Wirft man einen Blick auf den Bilanzposten Gewinnrücklagen (Bestandteil des Eigenkapitals, § 266 Absatz 3 Abschnitt A III HGB), kann man diese dort anhand der einbehaltenen Gewinne der vergangenen Geschäftsjahre herauslesen. 

 

 

Selbstfinanzierung, Eigenfinanzierung und Innenfinanzierung — gibt es da einen Unterschied?

 

 

Generell gilt es, zwischen den drei Begriffen Selbstfinanzierung, Eigenfinanzierung und Innenfinanzierung zu unterscheiden. Bei einer Selbstfinanzierung beruht die Finanzierung auf nicht ausgeschütteten Gewinnen, bei der Eigenfinanzierung handelt es sich um eine Finanzierungsart, bei der Eigenkapital gebildet wird. Bei der Innenfinanzierung (die der Selbstfinanzierung gegenübersteht) kommt das Kapital hingegen aus dem wirtschaftlichen Kreislauf des Unternehmens selbst.

 

Um die Selbstfinanzierung besser zu verstehen, ist es ratsam, auch einen Blick auf die Innenfinanzierung zu werfen. Bei dieser unterscheidet man zwischen Finanzierung durch Vermögenszuwachs und Finanzierung durch Vermögensumschichtung. 

 

Der Vermögenszuwachs kann entweder durch die offene Selbstfinanzierung oder die stille Selbstfinanzierung entstehen. Die Finanzierung durch Vermögensumschichtung kann durch Finanzierung aus Abschreibungen, Finanzierung aus Rückstellungen, Finanzierung aus Kapitalfreisetzung oder Finanzierung durch Rationalisierung erfolgen.

 

 

Welche Vorteile hat die Selbstfinanzierung?

 

 

Die Selbstfinanzierung hilft einem Unternehmen dabei, Betriebskapital aufzubauen – und nicht von Krediten von Banken und Investoren abhängig zu sein. Schulden können vermieden werden — das Kapital kann zu weiteren Investitionen oder möglicherweise auch zur Tilgung von Verbindlichkeiten gegenüber Dritten (also Unternehmensschulden) verwendet werden. Mit der Selbstfinanzierung erhöht sich außerdem das Eigenkapital und damit auch die Bonität eines Unternehmens — die Eigentümerstrukturen (beziehungsweise das Mehrheitsverhältnis) ändern sich dagegen nicht, da keine neuen Investoren oder Gläubiger ins Boot geholt werden.

 

 

Hat die Eigenfinanzierung auch Nachteile?

 

 

Eine Eigenfinanzierung kann aber auch durchaus zu internen Konflikten führen — und zwar dann, wenn den Eigentümern der Gewinn nicht ausgezahlt und somit vorenthalten wird.

 

Ein weiterer Nachteil ist, dass sich durch die Thesaurierung der Aktienkurs der Firmenwertpapiere erhöhen kann — dies hat einen negativen Effekt auf deren Handelbarkeit. Die sinkende Dividendenrente — eine wesentliche Kennzahl für die Beurteilung von Aktien — kann sich durch die Eigenfinanzierung ebenfalls nachteilig entwickeln. Zu guter Letzt muss man auch die nachträgliche Besteuerung bedenken. Wenn die stillen Reserven eines Unternehmens aufgelöst werden müssen, fallen auf diese auch Steuern an. Dies hat einen negativen Einfluss auf die Liquidität des Unternehmens. 

 

 

Was ist der Selbstfinanzierungsgrad?

 

 

Unter dem Begriff Selbstfinanzierungsgrad versteht man jenen Betrag, mit dem ein Unternehmen Investitionen aus eigenen Mitteln tätigen kann. Er spiegelt das Verhältnis der Gewinnrücklagen zum gesamten Eigenkapital des Betriebs wider. Der Selbstfinanzierungsgrad wird in Prozent angegeben. Der Selbstfinanzierungsgrad (hierbei handelt es sich exklusiv um Eigenkapital) kann mit der folgenden einfachen Formel berechnet werden: 

 

 

Selbstfinanzierungsgrad = Gewinnrücklagen / Eigenkapital

 

 

Es gibt aber auch eine alternative Art und Weise, den Selbstfinanzierungsgrad zu berechnen. So wird die Selbstfinanzierung manchmal ins Verhältnis zum Gesamtkapital gesetzt, somit ergibt sich die etwas abweichende Formel Selbstfinanzierungsgrad = Gewinnrücklagen / Gesamtkapital.

 

 

Was sagt der Selbstfinanzierungsgrad konkret aus?

 

 

Ein hoher oder niedriger Selbstfinanzierungsgrad gibt durchaus Aufschluss über die Situation eines Unternehmens. Ist der Selbstfinanzierungsgrad hoch, zeigt dies, dass der Anteil an Außenfinanzierung (wie zum Beispiel durch Kapitalerhöhungen) gering ist. Ein geringer Selbstfinanzierungsgrad indes besagt das Gegenteil— das Unternehmen ist abhängiger von Kreditgebern und externen Finanzierungen.

 

 

Ein konkretes Beispiel zur Selbstfinanzierung 

 

 

Um die Eigenfinanzierung noch konkreter darzustellen, widmen wir uns hier kurz einem konkreten Beispiel. Nehmen wir an, ein Unternehmen hat im letzten Kalenderjahr 20 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet. Der Unternehmens-CEO möchte den Gewinn allerdings nicht auszahlen, sondern diese 20 Millionen Euro im nächsten Jahr reinvestieren — und zwar in neue Produktionsmittel wie Maschinen. Diese sollen also durch Eigenfinanzierung gekauft werden — mit dem Ziel, den Umsatz des Unternehmens im kommenden Geschäftsjahr durch das Produktionsplus deutlich zu steigern.

 

Nun kommt es darauf an, was die Aktionäre davon halten. Möglicherweise erklären sie sich zur vollständigen Reinvestition der Gewinne bereit — und verzichten somit in diesem Geschäftsjahr auf eine Gewinnausschüttung. Oder sie einigen sich mit dem Vorstand, nur einen Teil der Gewinne des letzten Geschäftsjahres einzubehalten und einen Teil davon auszuzahlen.

 

 

Selbstfinanzierung bei Aktiengesellschaften

 

 

Bei Aktiengesellschaften (kurz AGs) ist ein gewisser Grad an Gewinnthesaurierung sogar gesetzlich vorgeschrieben. Aktiengesellschaften sind verpflichtet, jedes Jahr eine Rücklage zu bilden.

 

 

Höhe der Selbstfinanzierung/Gewinnthesaurierung

 

 

Natürlich gibt es bei der Selbstfinanzierung beziehungsweise der Gewinnthesaurierung auch eine Beschränkung — diese darf maximal in der Höhe des versteuerten Gewinns erfolgen. Bei Kapitalgesellschaften (dazu zählen unter anderem Aktiengesellschaften und Gesellschaften mit beschränkter Haftung, abgekürzt GmbHs) fallen noch Körperschaftssteuer (KSt) zzgl. Solidaritätszuschlag (SolZ) sowie die Gewerbesteuer (GewSt) an.

 

 

Die Selbstfinanzierung — ein Fazit

 

 

Egal, welche Art von Unternehmen Sie führen — die Selbstfinanzierung ist ein wichtiges Mittel zur Kapitalbeschaffung. Eine Selbstfinanzierung bietet unter anderem den Vorteil, dass sie kostengünstig ist. Außerdem ist das Eigenkapital unbefristet verfügbar und muss nicht — wie bei Krediten — zurückgezahlt werden.

 

 

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Vadim   Losch

Vadim Losch

Seit fast 2 Jahren ist er bei Mooncard als Account Manager DACH tätig. Vor seiner Tätigkeit bei Mooncard war er als Account Manager im Bereich Finanzmärkte bei BNP Paribas beschäftigt und hatte die Möglichkeit, als Auditor bei DB Schenker zu arbeiten. In seiner aktuellen Position liegt sein Fokus darauf, deutsche Kunden bei der Nutzung von Mooncard zu unterstützen und ihnen bei der Integration ihrer Ausgaben in die Buchhaltung behilflich zu sein.